Islamismus
Flagge des „Islamischen Staates“ (IS).
Islamismus ist ein Sammelbegriff, unter dem stark politisierte, extremistische Strömungen innerhalb des Islam zusammengefasst werden. Gemeinsam ist Islamisten die Überzeugung, dass aus den islamischen Überlieferungen eine eindeutige, absolut gültige Staats- und Gesellschaftsform abgeleitet werden kann, die keine andere Religion und Weltanschauung neben sich gelten lässt.
Die Verfassungsschutzbehörden beobachten nicht den Islam in seiner Vielfalt an Traditionen oder „die“ Muslime. Der Islam ist eine Weltreligion, deren Anhänger ihren Glauben in überwältigender Mehrheit friedlich praktizieren und selbst unter islamistischem Dogmatismus und Terrorismus leiden.
In den Blick der Verfassungsschutzbehörden geraten nur Islamisten. Diese streben danach, eine religiös verabsolutierte und totalitäre Staatsordnung zu errichten, die mit den Prinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar ist.
Weitere Informationen finden Sie im aktuellen Verfassungsschutzbericht, unter „Broschüren/Informationsmaterial“ sowie „Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit“.
Was ist Islamismus?
Islamisten behaupten, den einzig wahren Islam zu vertreten. Charakteristisch für ihre Weltsicht ist die rigorose Bewertung von privater Lebensführung, gemeinschaftlichem Zusammenleben und Politik anhand religiöser Kriterien. So werden etwa Wert und Würde der Menschen danach beurteilt, welcher Religion sie angehören.
Weltliche Gesetze haben aus Sicht der Islamisten keine Geltung. Stattdessen streben sie eine Gesetzgebung an, die sich an dem orientiert, was sie für islamisches Recht halten. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Staates, der allein den Maßgaben „der“ Scharia folgt. Als Quellen der Scharia, die im Arabischen „Weg zur Tränke [Gottes]“ bedeutet, dienen ihnen wortwörtlich verstandene, mitunter aus dem Kontext gerissene Passagen aus dem Koran und den Überlieferungen zum Leben des Propheten Muhammad.
Klare Feindbilder und unterschiedliche Gesellschaftsvisionen
Ein weiteres Merkmal ist der Gedanke eines andauernden Kampfes zwischen Muslimen und „Ungläubigen“. Oft wird dieser Glaube an eine beständige Feindschaft zwischen Muslimen und Andersgläubigen mit Verschwörungstheorien verbunden.
Ebenso ist Antisemitismus ein fester Bestandteil der islamistischen Weltsicht. Aus Ereignissen der frühislamischen Geschichte, einzelnen Koransuren und Erzählungen aus dem Leben Muhammads ergibt sich für Islamisten eine Ablehnung des Judentums. Der Antisemitismus von Islamisten hat zudem einen ausgeprägt politischen Hintergrund und richtet sich gegen die Politik und vielfach sogar die Existenz Israels.
Um ihre Visionen von Staat und Gesellschaft zu verwirklichen, verfolgen Islamisten keine einheitliche Strategie. Die Mehrheit lehnt die Anwendung von Gewalt ab und will durch Mission oder politische Aktivitäten eine Gesellschaft nach ihren Vorstellungen schaffen. Aus dieser heraus soll dann ein islamischer Staat entstehen. Andere Gruppierungen wiederum halten Gewalt für ein bewährtes Mittel, um die eigenen Interessen zu verfolgen.
Schließlich lassen sich islamistische Gruppierungen danach unterscheiden, ob sie ihr Vorgehen primär auf eine bestimmte Region konzentrieren oder es global ausrichten.
Extremismus beginnt nicht erst beim Versuch, politische Ziele gewaltsam zu verfolgen. Extremistisch ist jede Bestrebung, die Positionen realisieren will, die im Widerspruch zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung stehen. Deren Prinzipien sind die Menschenwürde, das Demokratie- und das Rechtsstaatsprinzip.
Eine islamistische Staats- und Gesellschaftsvision ist mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht zu vereinbaren. Eine wortwörtliche Umsetzung der Scharia steht etwa im Widerspruch zu Menschenrechten wie dem Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung (Art. 2 Abs. 1 GG), der Gleichberechtigung von Mann und Frau (Art. 3 Abs. 2 GG) sowie der Glaubens- und Gewissensfreiheit (Art. 4 Abs. 1 GG).