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Lewentz startet erweiterten Probebetrieb des BOS-Digitalfunks im Raum Trier

Der Aufbau des Digitalfunknetzes für die Rettungs- und Sicherheitskräfte im Land geht in die entscheidende Phase. Im Netzabschnitt 18/1, mit den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Cochem-Zell, Trier-Saarburg, Vulkaneifel und dem Stadtkreis Trier, sind nach gut vier Jahren intensiver Arbeit die Voraussetzungen geschaffen, die Phase des „erweiterten Probebetriebs" (EPB) zu starten und so erstmals in Rheinland-Pfalz die neue, zukunftsweisende Digitalfunktechnik bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) für den taktischen Betrieb freizugeben.

„Ich freue mich, das Startsignal für den erweiterten Probebetrieb geben zu dürfen“, sagte Innenminister Roger Lewentz. Ziel sei es, durch intensive Tests eine technische Stabilität des Digitalfunknetzes nachzuweisen, betrieblich-organisatorische Voraussetzungen und Anforderungen abzustimmen und diese schrittweise einzuführen. Schwachstellen sollen gezielt gesucht und eventuelle Lücken und Mängel erkannt und beseitigt werden.

Am Rande des Rheinland-Pfalz-Tages in Prüm übergab Lewentz den Spitzenvertretern der drei größten „Blaulichtorganisationen“, der Polizei, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, drei digitale Handfunkgeräte. Dabei erläuterte er den Anwesenden, dass in den zurückliegenden Monaten das Digitalfunk-Netz in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für den Digitalfunk, dem Systemtechniklieferanten EADS/Cassidian, dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, dem Landesbetrieb Daten und Information und vielen Subunternehmen sorgfältig geplant, aufgebaut und für den Betrieb vorbereitet wurde. Nach der Installation und der Integration der Systemtechnik schlossen sich umfängliche technische Tests an, die die Nutzbarkeit des Netzes bestätigten.

Der auf sechs Monate angelegte EPB gewährleistet im Gegensatz zum anschließenden Wirkbetrieb keine ständige Verfügbarkeit des Netzes und aller Dienste. Vielmehr soll die Funktionstüchtigkeit des Netzes und das Zusammenspiel aller Komponenten unter Praxisbedingungen getestet werden. Die Erkenntnisse dieser Phase fließen in die Optimierung des Netzes ein. Mit dem nun gestarteten Probebetrieb hat Rheinland-Pfalz einen weiteren, wichtigen Meilenstein erreicht. Zwar gehört das Land nicht zu den so genannten Starterländern, ist allerdings im bundesweiten Vergleich ganz vorne mit dabei. Mit den 94 integrierten Basisstationen in der Region Trier wurde die bisher größte Anzahl von Basistationen auf einen Schlag in das Netz integriert. Abgesehen von den Stadtstaaten, die schon im Wirkbetrieb sind, ist die Region Trier auch flächenmäßig eines der größten zusammenhängenden Gebiete, in dem digital gefunkt wird.

Auch in den übrigen Landesteilen geht der Netzaufbau zügig voran. Nach Abschluss der Aufbauarbeiten im geografisch anspruchsvollsten Bereich, der Eifelregion,  stehen nun die Region Koblenz (Cluster 18/2) und der Süden von Rheinland-Pfalz (Abschnitt 19) auf der Agenda. Nach derzeitigem Planungsstand wird um den Jahreswechsel 2011/2012 im Cluster 18/2 der EPB starten können. Für die Region Süd laufen derzeit Verhandlungen auf Bundesebene, wie die weiteren Integrationen, abhängig von den Ressourcen des Systemtechniklieferanten und des Betreibers, im kommenden Jahr vorangetrieben werden können. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir zum Ende des kommenden Jahres flächendeckend den Digitalfunk in ganz Rheinland-Pfalz haben werden“, sagte der Innenminister.

 
Weitere Informationen
Hintergrund für den Aufbau des Digitalfunk-Zugangsnetzes ist die bundesweite Einführung des digitalen Sprech- und Datenfunks für die BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben – wie Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Zoll und Rettungsdienste). Damit wird erstmals ein einheitliches Funknetz für Rettungs- und Sicherheitskräfte flächendeckend über das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung stehen und die bestehenden, voneinander unabhängigen Analogfunknetze ablösen.

Das BOS-Digitalfunknetz ist das weltweit größte Funknetz, das auf dem TETRA-Standard basiert. Es ist ausgelegt für die gleichzeitige Kommunikation von 500.000 Nutzerinnen und Nutzern und wird die behördenübergreifende Kommunikation sowohl bei den täglichen als auch bei den Krisen- und Notfalleinsätzen sicherstellen. Damit ist das Digitalfunknetz der BOS eines der komplexesten und wichtigsten Modernisierungsvorhaben für die innere Sicherheit in Deutschland.

Das Projekt wird koordiniert von der Projektgruppe Digitalfunk. Neben den Landesbetrieben „Daten und Information“ (LDI) und „Liegenschafts- und Baubetreuung“ (LBB) sind auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektionen (ADD), die Kommunen, die Standortbetreiber, örtliche Baufirmen und viele weitere Partner beteiligt.

Neben der Infrastruktur müssen beispielsweise auch neue Funkgeräte beschafft werden, die zum Teil aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Allein für die Polizei in Rheinland-Pfalz müssen etwa 4.000 Handfunkgeräte, mehr als 2.000 Fahrzeugfunkgeräte und etwa 1.000 stationäre Funkgeräte beschafft werden. Hinzu kommen die Endgeräte für Feuerwehren und Rettungsdienste, deren Kosten teilweise von den Kommunen oder aber vollständig von den Trägergesellschaften übernommen werden müssen.

In Rheinland-Pfalz sollen rund 270 Basisstationen aufgebaut werden, wobei zu rund 80 Prozent auf bestehende Antennenstandorte kommerzieller Betreiber zurückgegriffen werden kann.

In Rheinland-Pfalz liegen zwei Netzabschnitte (18 und 19), die in der Planung in 18/1 Region Trier und 18/2 Region Koblenz sowie Rheinland-Pfalz-Süd aufgeteilt sind. Die Umstellung auf den Digitalfunk soll deutschlandweit bis 2013 abgeschlossen sein.


Besondere Eigenschaften und Vorzüge des Digitalfunks:

• Deutlich höhere Sprachqualität und stark verminderte Störanfälligkeit gegenüber dem Analogfunk; Fremdgeräusche werden ausgefiltert – so kann ein Polizist neben einer Karnevalskapelle funken und es werden nur dessen Worte übertragen;
• annähernd flächendeckende Funkversorgung für Handsprechfunkgeräte;
• dynamische Gruppenbildung im gemeinsamen BOS-Funknetz erlaubt den Funkverkehr aller an einem Einsatz beteiligten Einheiten;
• höchstmögliche Abhörsicherheit durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

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