Projekte, Forschung und Entwicklung im Rettungsdienst
Der Rettungsdienst unterliegt einem ständigen Wandel und aktuelle Entwicklungen aus Wissenschaft und Technik fließen in die Weiterentwicklung eines modernen Rettungsdienstes mit ein. Das Land Rheinland-Pfalz begleitet einige Projekte, bei denen auch die Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), die Leistungserbringer und weitere Partner mitwirken. Darüber hinaus initiiert und koordiniert das Ministerium des Innern und für Sport als oberste Rettungsdienstbehörde Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Rettungsdienst Rheinland-Pfalz.
Das Ministerium des Innern und für Sport fördert seit Januar 2020 das Projekt ONE PLAN in der AG Optimierung im Fachbereich Mathematik der Technischen Universität Kaiserslautern (TU KL). Das Hauptziel des Projekts ist die Entwicklung eines strategischen Analyse- und Planungstools für den Rettungsdienst. Hierbei werden verlässliche Fahrzeitisochronen für beliebige Vorhaltemodelle sowie Ergebnisse der eventbasierten Simulation erzeugt.
Seit 2022 baut das Ministerium des Innern und für Sport seine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reanimationsregister aus. Zukünftig werden 60 Notarztstandorte im Land Teil des Registers sein und Informationen über Wiederbelebungsmaßnahmen dorthin melden. Mit diesen Daten wird die Qualität im Bereich der Reanimationen gesichert. Bereits seit Beginn des Reanimationsregisters wirken einzelne Standorte mit. Mit dem neuen Ansatz werden Erhebung, Auswertung und Beurteilung von präklinischen Reanimationen gebündelt und koordiniert. Die Steuerung des Projekts erfolgt durch die neue Gemeinsame Geschäftsstelle für Qualitätssicherung in der zuständigen Fachabteilung im Ministerium des Innern und für Sport.
Mit der Landeslösung Statistik im Rettungsdienst Rheinland-Pfalz „InManSys“ stehen den örtlich zuständigen Rettungsdienstbehörden und anderen Steakholdern im Rettungsdienst seit 2009 ein landeseinheitliches Analyseinstrument zur Verfügung. Mit diesem kann das rettungsdienstliche Einsatzgeschehen vollständig und umfassend analysiert und fortlaufend evaluiert werden. In der vorliegenden Form eines rettungsdienstbereichsübergreifenden Analysetools ist das Projekt ein Leichtturmprojekt und wird bundesweit beachtet. Neben der deskriptiven Beschreibung aller relevanten Daten, wie zum Beispiel der Eintreffzeiten in Notfalleinsätzen, sind auch Verfahren, wie die risikoabhängige Analyse der Vorhaltung integriert.
Der Umfang und die Bedeutung der Einsatzdokumentation im Rettungsdienst haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es wird inzwischen eine Vielzahl an Daten für unterschiedliche Zwecke erfasst und ausgewertet, wobei häufig Medienbrüche und Mehrfacherfassungen erfolgen. Neben dem medizinischen Einsatzprotokoll sind dies zusätzliche papiergebundene oder am PC einzugebende Nachweise für Qualitätsmanagement-Zwecke. Aus diesem Grund arbeitet die Arbeitsgruppe MEER unter der Leitung von Dr. Thomas Luiz vom Fraunhofer IESE an der systematischen Entwicklung eines Elektronischen Dokumentationssystems, das landesweit im Rettungsdienst Rheinland-Pfalz zum Einsatz kommen wird. Neben einer Vielzahl von empirischen Erhebungen wurden im Laufe mehrerer Jahre eine Projektbeschreibung und ein Lastenheft erstellt. Die Einführung des Systems erfolgt abschnittsweise und hat im Jahr 2015 begonnen.
Im Rahmen der Arbeitsgruppe Telekonsultation im Rettungsdienst wurden in den vergangenen Jahren der Bedarf, die Rahmenbedingungen und eine mögliche Umsetzung einer Telekonsultation im Rettungsdienst bearbeitet. Dahinter steckt die Idee, dass das Rettungsdienstpersonal über telemetrische Verfahren einen beratenden Notarzt im Hintergrund hinzuziehen kann.
Der durch den demografischen Wandel bedingte Anstieg an Patienten mit multiplen Vorerkrankungen und Vielfachmedikation und der hohe Anteil an Einsätzen ohne beziehungsweise mit unklarer Klinikindikation sind zwei von vielen Beispielen, die den Sinn eines solchen Systems belegen. Im Jahr 2022 steht die Pilotierung eines ersten Standortes an.
In mehreren Arbeitsgruppen werden die Leitstellentechnik (Hard- und Software) und die Prozesse der Leitstelle gemeinsam mit den verschiedenen Trägern der Leitstellen analysiert und fortentwickelt. Hinsichtlich einheitlicher Strukturen und Prozesse ist die Vernetzung der Leitstellen wichtig. Hierbei werden die Mitarbeiter der Leitstellen sowohl von den Behörden als auch von wissenschaftlicher Seite her begleitet.