Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim

Historisches Ottersheimer Teilungswehr erbaut 1772 in gestautem Zustand

Seit dem Mittelalter gibt es Wiesenbewässerung entlang der Queich, einem Nebenfluss des Rheins. Sie wird in den Gemarkungen von Landau bis Bellheim im Bundesland Rheinland-Pfalz praktiziert. Der früheste bekannte Nachweis stammt aus dem Jahr 1428. Weitere Dokumente aus den folgenden Jahrhunderten, die vor allem der Beilegung von Streitigkeiten um Wasserrechte galten, belegen die durchgehende existentielle Bedeutung der Wiesenbewässerung als landwirtschaftliche Kulturtechnik für die Bevölkerung in Vergangenheit und Gegenwart. Dieses Wissen und Können im Umgang mit der Natur wird seit dem Mittelalter von Generation zu Generation tradiert. In dieser relativ niederschlagsarmen Gegend konnte das Wachstum der Wiesenvegetation durch eine systematische kurzzeitige Rieselbewässerung der Wiesen mit Queichwasser deutlich gesteigert werden. Auch dessen Düngewirkung war von großer Bedeutung. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die meisten Bewässerungssysteme jedoch aufgelassen. In den Queichwiesen dagegen wurde die Wiesenbewässerung weiter praktiziert. In den Gemeinden Offenbach und Ottersheim blieb die Wiesenbewässerung ununterbrochen erhalten. Anwendung und Praxis folgen grundsätzlich jener der Vergangenheit, adaptiert auf die moderne Zeit.

Das Expertenkomitee, das die Kultusministerkonferenz bei der Zusammenstellung des Bundesweiten Verzeichnisses zum Immateriellen Kulturerbe berät, hat die Wiesenbewässerung 2018 für die Aufnahme empfohlen, weil sie auf einem nachhaltigen Umgang mit der natürlichen Ressource Wasser basiert.

Die Interessengemeinschaft Queichwiesen beteiligte sich an einer multinationalen Nominierung, die im März 2022 bei der UNESCO eingereicht wurde: „Traditional Irrigation in Europe: Knowledge, Technology und Organization“ (Traditionelle Bewässerung in Europa: Wissen, Technik und Organisation). Sie wurde von Österreich koordiniert. Weitere Partner sind die Schweiz, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Diese Nominierung umfasst Techniken, die sowohl im Flachland, als auch im Gebirge zum Einsatz kommen.

Mehr Informationen

Eintrag im bundesweiten Verzeichnis der UNESCO.

Die Trägerschaft vertritt die Interessengemeinschaft Queichwiesen.

Mehr zur multinationalen Nominierung auf den Seiten der UNESCO.