Forster Hanselfingerhut-Spiel
Forster Hanselfingerhut-Spiel dokumentiert wohl die bedeutendste Variante des Winter-Sommer-Wechselgesprächs, wie es in über 30 Orten zwischen dem linken Rheinufer, der Schweiz, Steiermark und Kärnten, Böhmen und Sprachinseln der Slowakei bis heute gesprochen und gesungen wird. Es hat sich in Forst an der Weinstraße am vollständigsten erhalten. Die Aufführungspraxis reicht bis in das Jahr 1721 zurück, doch ist die Tradition wohl noch älteren Ursprungs. Das Forster Hanselfingerhut-Spiel wird alljährlich am vierten Sonntag der Fastenzeit (Lätare) auf der Dorfstraße von Forst aufgeführt. Zwei Männer aus einer Spielergruppe von 6 stellen den Kampf von Winter und Sommer dar, aus dem der Sommer als Sieger hervorgeht. Der Henrich-Fähnrich tritt als Richter in diesem Wettstreit auf. Die Hauptfigur ist der Hanselfingerhut, der dem Spiel auch den heutigen Namen gibt. Sein Flickenkleid besteht aus bunten Lappen und Spielkarten – es ist das Kleid eines Narren, ursprünglich überliefert aus der Schweiz. Er verkörpert einen Vagabunden, der außerhalb des Dorfes in den Sumpfwiesen lebt und insbesondere jungen Frauen nachstellt. Er soll vom Scherer, einem Barbier, durch eine Rasur kultiviert werden. Die Figur der Nudelgret geht schließlich auch auf eine Schweizer Tradition, die Niedelgret, das Milchmädchen, zurück. Sie versorgt die Spielertruppe sowie die Zuschauer mit frischen Brezeln und ist die Genossin des Winters. Zum Abschluss des Spiels wird der Winter in Form eines Strohhäuschens angezündet und verbrannt. Dies ist das äußere Zeichen der Vertreibung des Winters und des Sieges des Frühlings.
Die Veranstaltung wird vom Verein für Brauchtum und Dorfverschönerung sowie der Gemeinde Forst unterstützt und wurde 2016 in das bundesweite Verzeichnis zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland aufgenommen.
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Eintrag im bundesweiten Verzeichnis der UNESCO.
Die Trägerschaft vertritt die Gemeinde Forst.