Legalistischer Islamismus

Flagge der legalistischen Muslimbruderschaft.

Legalistische Organisationen verfolgen ihre Ziele mit langfristigen und legalen Mitteln, indem sie Vereine und Bildungseinrichtungen gründen, Mitglieder werben, Medienarbeit betreiben, Fürsprecher gewinnen und auf politische Willensbildungsprozesse Einfluss nehmen.

Dabei werden in gesellschaftspolitischen Debatten nach außen hin oft gemäßigtere Positionen vertreten als organisationsintern. Sie nutzen die legalen Möglichkeiten einer liberalen Demokratie, um langfristig ihr Modell einer „islamischen Ordnung“ durchzusetzen oder zumindest entsprechende Freiräume für Muslime hierzulande zu schaffen.

Eine entscheidende Bedeutung kommt hierbei den eigenen Freizeit- und vor allem Bildungsangeboten zu. Die Durchführung von Seminaren, die Entwicklung von Schulungsmaterialien, die Ausbildung von Predigern und der Betrieb von Bildungseinrichtungen sind insofern zentrale Tätigkeiten von Vertretern des islamistischen Legalismus.

Legalistische Organisationen

Die von Hasan al-Banna 1928 gegründete „Muslimbruderschaft“ markiert den Beginn des Islamismus in seiner organisierten Form. Von ihrem Ursprungsland Ägypten breitete sich die hierarchisch aufgebaute Kaderorganisation in den folgenden Jahrzehnten zunächst in arabische Länder, später auch in andere Regionen aus.

Nach eigenen Angaben ist sie heutzutage in mehr als 70 Ländern weltweit vertreten, darunter in Deutschland. Aus ihr gingen neue Organisationen hervor, unter anderem die HAMAS in den palästinensischen Gebieten.

Programmatischer Kernpunkt der „Muslimbruderschaft“ ist die Einheit von Religion und Staat, die nach ihrem Verständnis durch die Anwendung der islamischen Rechtsvorschriften (Scharia) verwirklicht werden soll. In Schriften der „Muslimbruderschaft“ wird weltlichen Gesetzen zugunsten der angestrebten islamischen Ordnung zumeist ebenso eine Absage erteilt wie Reformen auf dem Gebiet des islamischen Rechts. Der Gestaltungsfreiraum menschlichen Handelns wird damit erheblich eingeschränkt.

Muslimbrüder unterhalten organisatorisches Netz in Europa

Angehörige der „Muslimbruderschaft“ schufen in den zurückliegenden Jahrzehnten in Europa ein Netz von Moscheen, Instituten und Verbänden. Sie verbreiten bis heute ihre Ideologie und verfolgen ihre gesellschaftlichen sowie politischen Interessen. Aufgrund der Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden wird in Deutschland die „Deutsche Muslimische Gemeinschaft e.V.“ (DMG) der „Muslimbruderschaft“ zugerechnet.

In Rheinland-Pfalz gibt es Personen, die der Ideologie der „Muslimbruderschaft“ folgen und in ihr deutsches organisatorisches Umfeld eingebunden sind. Ebenso liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass einzelne Moscheevereine Bezüge zur „Muslimbruderschaft“ aufweisen, durch sie beeinflusst und bestrebt sind, deren Weltbild im Rahmen ihrer Bildungsarbeit zu verbreiten.

Im Bund umfasst das Personenpotenzial ca. 1.450 Personen (2023: ca. 1.450). In Rheinland-Pfalz sind es etwa 50 (2023: ca. 50).