Viez – Herstellung, Konsum und Bräuche

Qualitätssicherung und Wäsche der Äpfel bei der Viezherstellung
Qualitätssicherung und Wäsche der Äpfel bei der Viezherstellung

Als Viez wird regionaltypischer Wein aus kultivierten Apfel-, Birnen- und Quittensorten bezeichnet. Das Anbaugebiet erstreckt sich im moselfränkischen Raum von Rheinland-Pfalz über das Saarland bis hin zur deutsch-luxemburgischen Grenzregion und stärkt die Biodiversität nachhaltig.

Erstmals wurde die Notwendigkeit von fundierten Kenntnissen der Apfelweinzubereitung in der Landgüterordnung des Kaisers Karl des Großen um 800 genannt. Bis zur

Aufklärung waren vor allem Klöster die Wissensträger der Viezherstellung. Durch neu gewonnenes agrartheoretisches Wissen im 18. Jahrhundert (sog. Pomologie) konnten innovative landwirtschaftliche Prozesse entwickelt werden. Die Viezproduktion zeichnete sich nun einerseits durch eine gezielte Entwicklung und Steigerung des Obstanbaus und andererseits durch mehr Baumschulen sowie die Zucht besonders geeigneter Obstsorten aus. Kelter- und Kellertechniken wurden effizienter und hygienischer. Im 19 Jahrhundert entwickelte sich das „Arme-Leute-Getränk“ zum „Nationalgetränk der Trierer“. Aus einem einst billigem Trunk wurde ein angesehenes Kult-Getränk. Im 20. Jahrhundert verbesserten sich Qualität und Effizienz durch die Verwendung von Reinhefen und neu entwickelten Geräten zum Pressen des Obstes.

Kleinproduzenten verwenden meistens eine manuelle Spindel- oder Hebelpresse, um Viez herzustellen. Größere Mengen erfordern hydraulische Pressen. Die Saisoneröffnung findet bereits im April und Mai statt; erste Feste und offene Viezverkostungen hingegen ab Ende August an Mosel und Saar. Die Viezfeste werden nicht nur in den Hochburgen Merzig und Trier gefeiert, sondern auch in kleineren Ortschaften. Diese werden häufig von Informations- und Demonstrationsveranstaltungen rund um den Apfeltrank begleitet, die diesen zu einem Schwerpunkt der regionalen Identitätsstiftung machen.

Heutzutage sind es vor allem Kleinbetriebe, rund 120 an der Zahl, die ihr Wissen zum Umgang mit den Obstbäumen und deren Erhalt weitergeben. Wanderwege, Kursangebote und Festveranstaltungen dienen hierbei der öffentlichen Vermittlung.

2024 wurde der Viez im moselfränkischen Raum in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Mehr Informationen

Eintrag im bundesweiten Verzeichnis der UNESCO.

Die Trägerschaft vertritt die Interessengemeinschaft Queichwiesen.

Mehr zur multinationalen Nominierung auf den Seiten der UNESCO.