Rechtsextremismus im Internet
Das Internet bietet neben Informations- und Wissensportalen vielfältige Möglichkeiten sich auszutauschen, was nicht zuletzt für die politische Partizipation und politische Meinungsbildung von Bedeutung ist. Ungeachtet der Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten existieren allerdings auch Missbrauchs- und Gefahrenpotentiale.
Insbesondere den sozialen Medien kommt bei Radikalisierungsprozessen eine, wenn nicht sogar die entscheidende Bedeutung zu. In der virtuellen Welt finden Hass und Hetze einen Resonanzboden und Echokammern, lassen sich Anleitungen zum Bau von Waffen finden und werden Plattformen beziehungsweise soziale Medien aus dem Gaming-Kontext von Extremisten für ihre Zwecke missbraucht.
Extremisten haben ihre Präsenz in der virtuellen Welt kontinuierlich gesteigert und professionalisiert. Vor allem nutzen sie die sozialen Medien zur Kommunikation, Vernetzung, Mobilisierung und zur hetzerischen Agitation. Diese Entwicklung hat in jüngster Vergangenheit dazu geführt, dass reichweitenstarke Anbieter wie Facebook und x (ehemals Twitter) immer öfter entsprechende Accounts gesperrt haben. Die als „Deplatforming“ bezeichnete Strategie zwang Extremisten dazu, ihre Aktivitäten auf andere Plattformen zu verlagern.
Rechtsextremistisches „Cross Media Publishing“
Beim sogenannten „Cross Media Publishing“ werden Inhalte auf möglichst vielen unterschiedlichen Medien und Plattformen verbreitet. Neben alternativen sozialen Medien wie „vk“ werden dabei Messenger-Dienste, zum Beispiel „Telegram“, Podcasts und Imageboards verstärkt genutzt.
So diskutierten bis zur Sperrung des Podcasts „Die Schwarze Fahne“ auf „Spotify“ regelmäßig Gäste aus dem rechtsextremistischen Milieu über aktuelle politische Themen. Auf Imageboards wie „4chan“ oder „8kun“ können Angehörige unterschiedlichster Subkulturen anonym Texte und Bilder austauschen. Sie bieten so auch menschenverachtenden und extremistischen Meinungen und Gedanken eine sichere Plattform.
Darüber hinaus nutzen Rechtsextremisten bei Gamern beliebte Plattformen zur Rekrutierung für die Szene. Ein Beispiel dafür, wie niederschwellig extremistisches Gedankengut über das Internet an Jugendliche herangetragen werden soll, stellt das Jump-‘n‘-Run-Spiel „Heimat Defender: Rebellion“ im 80er-Jahre-Retro-Stil dar, herausgegeben durch den Verein „Ein Prozent“, den das Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert extremistische Bestrebung eingestuft hat. Auf spielerische Weise soll es die Nutzerinnen und Nutzer an die Ideologie der Neuen Rechten heranführen.
Rechtsextremisten nutzen neue und alternative soziale Medien
Dass Rechtsextremisten das Internet und verschiedene soziale Netzwerke und Messenger-Dienste nutzen, um ihre Ideologie zu verbreiten und sich im Verborgenen zu vernetzen und zu organisieren, nahm aufgrund der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie 2020 und 2021 nochmals stark zu. Hervorzuheben ist in diesem Kontext die Nutzung neuer und alternativer sozialer Medien, die einen höheren Verschlüsselungsgrad bieten und dessen Betreiber nicht oder kaum in die Inhalte und Aktivitäten ihrer Nutzer eingreifen.
Künftige Entwicklungen im virtuellen Raum werden weiterhin durch eine ungeheure Dynamik gekennzeichnet sein.