Islamistische Ideologie
Islamisten behaupten, den einzig wahren Islam zu vertreten. Charakteristisch für ihre Weltsicht ist die rigorose Bewertung von privater Lebensführung, gemeinschaftlichem Zusammenleben und Politik anhand religiöser Kriterien. So werden etwa Wert und Würde der Menschen danach beurteilt, welcher Religion sie angehören.
Weltliche Gesetze haben aus Sicht der Islamisten keine Geltung. Stattdessen streben sie eine Gesetzgebung an, die sich an dem orientiert, was sie für islamisches Recht halten. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Staates, der allein den Maßgaben „der“ Scharia folgt. Als Quellen der Scharia, die im Arabischen „Weg zur Tränke [Gottes]“ bedeutet, dienen ihnen wortwörtlich verstandene, mitunter aus dem Kontext gerissene Passagen aus dem Koran und den Überlieferungen zum Leben des Propheten Muhammad.
Kampf gegen „Ungläubige“ und Glaube an Verschwörungstheorien
Ein weiteres Merkmal ist der Gedanke eines andauernden Kampfes zwischen Muslimen und „Ungläubigen“. Oft wird dieser Glaube an eine beständige Feindschaft zwischen Muslimen und Andersgläubigen mit Verschwörungstheorien verbunden.
Ebenso ist Antisemitismus ein fester Bestandteil der islamistischen Weltsicht. Aus Ereignissen der frühislamischen Geschichte, einzelnen Koransuren und Erzählungen aus dem Leben Muhammads ergibt sich für Islamisten eine Ablehnung des Judentums. Der Antisemitismus von Islamisten hat zudem einen ausgeprägt politischen Hintergrund und richtet sich gegen die Politik und vielfach sogar die Existenz Israels.
Hinsichtlich ihrer Visionen von Staat und Gesellschaft haben Islamisten keine einheitliche Strategie. Die Mehrheit lehnt die Anwendung von Gewalt ab und will durch Mission oder politische Aktivitäten eine Gesellschaft nach ihren Vorstellungen schaffen. Aus dieser heraus soll dann ein islamischer Staat entstehen. Andere Gruppierungen wiederum halten Gewalt für ein bewährtes Mittel, um die eigenen Interessen zu verfolgen.
Schließlich lassen sich islamistische Gruppierungen danach unterscheiden, ob sie ihr Vorgehen primär auf eine bestimmte Region konzentrieren oder es global ausrichten.
Scharia widerspricht der freiheitlichen demokratischen Grundordnung
Eine islamistische Staats- und Gesellschaftsvision ist mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, also der Menschenwürde-Garantie des Grundgesetzes, dem Demokratie- und dem Rechtsstaatsprinzip, nicht zu vereinbaren. Eine wortwörtliche Umsetzung der Scharia steht etwa im Widerspruch zu Menschenrechten wie dem Grundrecht auf freie Persönlichkeitsentfaltung (Art. 2 Abs. 1 GG), der Gleichberechtigung von Mann und Frau (Art. 3 Abs. 2 GG) sowie der Glaubens- und Gewissensfreiheit (Art. 4 Abs. 1 GG).