Salafismus

Beim Salafismus handelt es sich um eine islamistische Strömung, deren Vertreter einer besonders strengen Auslegung des sunnitischen Islam folgen. Sie vertreten einen praxisorientierten Islam, der versucht, sich so wortgetreu wie möglich an Koran, Propheten-Überlieferungen sowie den überlieferten Glaubenslehren und Verhaltensweisen der sogenannten frommen Altvorderen (arab. as-Salaf as-Salih) zu orientieren.

Die Verfassungsschutzbehörden beobachten sowohl politische als auch gewaltorientierte (jihadistische) Salafisten, weil beide Spielarten darauf abzielen, eine Gesellschaft nach dem Vorbild des Frühislam zu schaffen, die mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar ist.

In Rheinland-Pfalz wurden Ende 2022 rund 240 Personen salafistischen Betrebungen zugerechnet. Damit ist das Personenpotenzial gegenüber 2021 gleichgeblieben.

Politische Salafisten wollen Macht erlangen, ohne dabei Gewalt anzuwenden. Ihr Weg zur Macht ist die Schaffung einer Gegenkultur, um schrittweise eine Gesellschafts- und Staatsordnung nach ihren Vorstellungen errichten. 

Dabei verbreiten sie die eigene Ideologie primär durch Propagandaaktivitäten, die irreführend als „Dawa“ bezeichnet werden. Das arabische Wort da‘wa (auf Deutsch: „Ruf“ oder „Einladung“ [zum Islam]) umfasst im Islam allgemein Missionsaktivitäten. Bei den „Dawa“-Aktivitäten politischer Salafisten hingegen geht es um politische Indoktrination. 

Der politische Salafismus geht in der Regel friedlich vor. Allerdings bieten sein Freund-Feind-Denken und die aggressive Ablehnung anderer Werte und Gesellschaftsformen einen Nährboden für Radikalisierungsprozesse, an deren Ende die Bereitschaft zum bewaffneten Jihad stehen kann.

Darum wurde im Jahr 2016 die Vereinigung „Die Wahre Religion“ (DWR) alias „LIES! Stiftung“/„Stiftung LIES“ einschließlich ihrer Teilorganisationen verboten. DWR vertrat eine salafistische Glaubenslehre, die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung richtete, und stellte für die jihadistische Szene eine wichtige Rekrutierungsmöglichkeit dar.

Jihadistische Salafisten betrachten Gewalt als einziges Mittel, um an die Macht zu kommen. Um dem erklärten Fernziel, ein weltumspannendes Kalifat anstelle der gegenwärtigen Regierungen und Regierungssysteme, näher zu kommen, rekrutieren sie rund um den Globus Anhänger. Diese sollen entweder an Kampfhandlungen in Kriegs- und Krisengebieten teilnehmen oder weltweit Anschläge verüben.

Ihre Propaganda baut auf der Glaubenslehre des Salafismus auf. Sie will Muslime mit zeitgemäßer Aufmachung, einfachen Inhalten und klarer Sprache für den bewaffneten Jihad gewinnen. Dabei spielen jihadistische Ideologen oft mit einer Mischung aus religiösen Argumenten, Vorurteilen, Diskriminierungserfahrungen und Abenteuerlust, um Freiwillige zu rekrutieren.

Die bekanntesten Beispiele für transnational agierende Terrororganisationen sind der „Islamische Staat“ (IS) und „al-Qaida“ (AQ).