„Regelbrechenden Straftätern wird über diese freiwillige Ausbildung spielerisch die Sinnhaftigkeit der Einhaltung von Regeln vermittelt und von ihnen die Befähigung erworben, selbst für deren Durchsetzung zu sorgen“, erläuterte Justizminister Bamberger. Da in Fußballvereinen stets ein Mangel an qualifizierten Schiedsrichtern herrsche, erhoffe er sich für die Lehrgangsabsolventen nach der Haftentlassung einen erleichterten Zugang zu den Vereinen. „Dies könnte eine gute Hilfestellung und ein wichtiger Schritt zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft sein, die nach wie vor eine große Herausforderung darstellt“, sagte Bamberger.
Innenminister Bruch hofft auf das Interesse von Fußballvereinen, gut ausgebildete Schiedsrichter, die zudem Spielerfahrung in der so genannten „Knastliga“ gesammelt haben, in das Vereinsleben und den Spielbetrieb einzubinden. „Sport führt Menschen zusammen und verbindet. Sport vermittelt aber auch Verantwortungsbewusstsein. Mit der Übertragung von Schiedsrichteraufgaben auf Gefangene müssen Regelbrecher die Einhaltung von Regeln überwachen und durchsetzen. Gerade im Jugendstrafvollzug fördert dies die Weiterentwicklung der Persönlichkeit“, betonte der Innenminister.
Besonders wichtig bei dem Projekt „Anpfiff 2010" ist aus Sicht beider Minister die Integration von entlassenen Gefangenen in das Vereinsleben im Anschluss an die Verbüßung ihrer Haft. Der Übergang von der Haft in die Freiheit sei für viele Inhaftierte schwierig. Der Strafvollzug unternehme große Anstrengungen im so genannten Übergangsmanagement. Neben einer gelingenden Integration in das Arbeitsleben sei es auch von Bedeutung, wie ein Entlassener soziale Anknüpfungspunkte findet und seine Freizeit gestaltet. „Bereits Fußball mit anderen Menschen zu spielen beinhaltet wichtige Aspekte für die Rückkehr in die Gesellschaft – in einen Verein einzutreten oder als Schiedsrichter tätig werden zu können verstärkt diese Wirkungen noch zusätzlich“, sind die Schirmherren Bamberger und Bruch überzeugt.
„Wir wollen den Menschen, die eine Strafe absitzen, die Chance bieten, wieder Selbstwertgefühl und Anerkennung zu erlangen. Vielleicht wird damit sogar eine Voraussetzung für ein zukünftiges straffreies Leben geschaffen und die Gefahr eines Rückfalls reduziert“, sagte Jürgen Veth, Beauftragter des Südwestdeutschen Fußballverbandes für soziales Engagement. Dessen Verband knüpft mit „Anpfiff 2010“ an die Arbeit von Fritz Walter an, der zu seiner Zeit mit Besuchen in Haftanstalten und durch Kontakte zu Strafgefangenen damit begann, die integrative Kraft des Fußballs für Menschen zu nutzen. In dieser Tradition wolle der SWFV seiner sozialen Verantwortung gerecht werden und als Verband mit seinen Vereinen in Kooperation mit den Vollzugsanstalten einen Beitrag zur Wiedereingliederung von Häftlingen über den Sport erreichen.
Gemeinsam mit der Sepp-Herberger-Stiftung soll das Projekt weitergeführt und nach einem Jahr dahingehend bewertet werden, ob eine Ausweitung auf weitere Landesverbände im Fußball in Betracht kommt.