„Kulturelle Vielfalt, globale Mobilität und zunehmende Migration werden die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Zukunft unseres Landes maßgeblich mitbestimmen. Interkulturelle Kompetenz ist daher gerade auch für den Polizeialltag von zunehmender Bedeutung, denn der Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen wird unweigerlich zunehmen. Wir werden deshalb hierzu verstärkt Aus- und Fortbildung betreiben“. Das erklärte Innenminister Karl Peter Bruch zum Auftakt eines internationalen Erfahrungsaustausches mit hochrangigen Vertretern der Polizei Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs und vielen Führungskräften der rheinland-pfälzischen Polizei zum Thema „Polizeiarbeit in multikulturellen Regionen und Gesellschaften“ im Kloster Machern in Bernkastel-Wehlen.
Die kulturelle Vielfalt im Zuwanderungsland Deutschland gehöre zu den zentralen Herausforderungen der Zukunft, so Bruch weiter. Öffentliche Einrichtungen seien davon ebenso betroffen wie Unternehmen. Für die Polizei bedeute dies mehr Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund in den Hauptaufgabenfeldern Kriminalitätskontrolle, Verkehrssicherheitsarbeit und Bewältigung von Großeinsätzen. „Die Polizei ist für die Sicherheit aller in unserem Land lebenden Menschen verantwortlich, daher muss es unser Anspruch sein, alle Bevölkerungsgruppen einzubeziehen“, verdeutlichte der Minister. „Wir sind bestrebt, das polizeiliche Handeln an den Bedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger zu orientieren“.
Mit einer Vielzahl von Initiativen erweitere die Polizei Rheinland-Pfalz ihre interkulturelle Kompetenz und mache sich damit fit für die Zukunft. Der Minister betonte, dass jeder, der sich in modernen Gesellschaften mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und Milieus zurechtfinden wolle, dafür ein Mindestmaß an interkultureller Kompetenz benötige. Interkulturelle Kompetenz werde als Teil der sozialen Kompetenz betrachtet und beinhalte eine interessierte Offenheit für andere Kulturen bei gleichzeitigem Bewusstsein für die eigene kulturelle Prägung. „Sie drückt sich in einem sozial angemessenen Verhalten aus, wobei der Blick sowohl auf das eigene als auch auf das fremde Normensystem gerichtet ist. Es geht also nicht darum, auf Anpassung um jeden Preis zu drängen, sondern vielmehr darum, Unterschiede zu verstehen und souverän damit umzugehen“, unterstrich der Minister.
Die Veranstaltung selbst beleuchtet schwerpunktmäßig kulturspezifische Aspekte der praktischen Polizeiarbeit und legt den Fokus auf die beispielhafte Zusammenarbeit in der Grenzregion zu Belgien, Luxemburg und Frankreich. Sie bildet den Auftakt für erste Maßnahmen, die im Jahre 2009 umgesetzt werden und Teil eines mittel- bis langfristigen Konzeptes sind. Dazu gehören interkulturelle Trainings für die Beamtinnen und Beamten des operativen Dienstes, kulturkundliche und polizeitaktische Fortbildungen sowie die breitgefächerte Fortführung des Dialogs mit ethnischen Minderheiten. Die Polizei kann dabei auf positive Erfahrungen der vergangenen Jahre zurückgreifen. Darunter fallen zum Beispiel die Vorbereitungen zur WM 2006, das Dialogprojekt Polizei und Muslime, Sprachprojekte und Initiativen grenznaher Dienststellen wie gegenseitige Hospitationen und gemeinsame Streifen.
Neben der Personalentwicklung ist die Polizei auch weiterhin bestrebt, junge Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst zu gewinnen und langfristig alle Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren. Besondere Aufmerksamkeit genießt in diesem Kontext die Einrichtung des neuen Bildungsgangs Polizeidienst und Verwaltung an ausgewählten Höheren Berufsfachschulen, der Personen mit mittlerer Reife den Erwerb der Fachhochschulreife und damit den Zugang zum Polizeidienst ermöglicht.
Die Universität Mainz konnte für eine Kooperation gewonnen werden. Im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes und gegebenenfalls durch einzelne Diplomanden wird der Prozess begleitet und im Hinblick auf die Wirksamkeit beleuchtet.
Hinweis: Eine ergänzende Darstellung des Projektes zur Förderung der interkulturellen Kompetenz in der Polizei Rheinland-Pfalz finden Sie im Polizeikurier Rheinland-Pfalz, aktuelle Ausgabe 02.09.
Verfügbar im Internet unter: http://www.polizei.rlp.de/internet/med/6e5/6e560ca0-fa3e-3021-7a52-f61f42680e4c,22222222-2222-2222-2222-222222222222,isDownload.pdf