| Ehrenamtspreis 2010

Bruch zeichnet herausragende kommunale Ehrenamtsprojekte aus

Innenminister Karl Peter Bruch zeichnete heute im Rahmen einer Feierstunde die Preisträger des Wettbewerbs „Herausragende Ehrenamtsprojekte der Kommunen 2010“ aus. Es ist bereits das siebte Mal, dass dieser Preis ausgelobt wurde. 72 Kommunen beteiligten sich mit ihren Projekten an diesem Wettbewerb. „Es ist immer wieder toll, zu sehen, wie viele Kommunen in Rheinland-Pfalz sich für ihre Zukunft selbstverantwortlich fühlen und aus eigener Initiative Konzepte entwickeln, bei denen Menschen die Zukunft ihrer Heimatgemeinde aktiv gestalten“, sagte Bruch. Dieses Engagement sei nicht selbstverständlich und daher besonders anerkennenswert.

Teilnahmeberechtigt waren alle Gemeinden, Verbandsgemeinden und Landkreise des Landes. Insgesamt ist der Preis mit 14.500 Euro dotiert. Das Preisgeld staffelt sich in einen ersten Preis mit 5.000 Euro, einen zweiten mit 3.000 Euro, einen dritten mit 2.000 Euro sowie Sonderpreise für ein Jugend- und ein Frauenprojekt sowie einen Sonderpreis für Gemeinden unter 500 Einwohner von je 1.500 Euro. Das Preisgeld soll ausschließlich für weitere Projekte im Ehrenamtsbereich der betreffenden Kommune verwendet werden.

Das hohe Qualitätsniveau der eingereichten Projekte hat die Jury dieses Mal dazu veranlasst, statt eines dritten Preises zwei zweite Preise sowie den Sonderpreis für Gemeinden unter 500 Einwohnern zweimal zu vergeben.

Die ausführlichen Auszeichnungsbegründungen der Wettbewerbssieger finden Sie in einer gesonderten Datei im Anhang dieser Email.

Die Bilder der Veranstaltung können ab dem frühen Freitagabend unter folgendem Link heruntergeladen werden:

<link www.bildergalerie.rlp.de/viewer.php;http://www.bildergalerie.rlp.de/viewer.php?albid=1872&stage=3</link>

Die Preisträger im Einzelnen – Begründung der Jury

1. Preis „Sozial- und Bürgernetzwerk“ der Stadt Worms

Der Verein Sozial- und Bürgernetzwerk engagiert sich seit 20 Jahren für Ehrenamt, nachbarschaftliches Miteinander und hat zum Ziel, entsprechende Initiativen und Einrichtungen zu gestalten. Jüngste Projekte sind das Haus der Familie in Worms-Neuhausen und die Ehrenamtsbörse. Der Verein pflegt eine beispielhafte Anerkennungskultur im Wormser Süden und erreicht damit den wachsenden Zusammenhalt in einem heterogenen Stadtteil. Mit der Verleihung der Gütesiegel "Attraktiver Wormser Süden" in den Bereichen Wirtschaft, Soziales und Kultur wurde ein Kreis von nunmehr 35 Unternehmen, Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen geschaffen, die einen Konvent bilden. Man trifft sich einmal pro Jahr zu relevanten Themen mit dem Oberbürgermeister und entscheidet über neue Gütesiegelkandidaten. Die Arbeit des Vereins und die Führung des Hauses der Familie werden ausschließlich ehrenamtlich geleistet. Das Haus der Familie entspricht den Zertifizierungskriterien des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen (MASGFF). Hier gibt es verschiedene Projekte wie das Familienpatenprojekt, „Väter Worms“, generationsübergreifende Begegnungen im Café Croque o`deal oder eine Taschengeldbörse. Seit zwölf Jahren unterstützt der Verein ein großes Nachbarschaftstreffen "Spaß in de Gass an den Gutleutbrunnen".

 

2.Preis „Ausbildungspaten“ des Landkreises Cochem-Zell

Hierbei handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Bistums Trier, des Landkreises Cochem-Zell, des Caritasverbandes Cochem, der Dekanate Karden-Martental und Cochem-Zell sowie der evangelischen Kirchengemeinden und hilft Schulabgängern bei der Ausbildungsplatzsuche. Mit Unterstützung von ehrenamtlichen Paten haben sich die Träger 2009 auf den Weg gemacht, um jungen Menschen bei der Suche für einen Ausbildungsplatz zu helfen. Dieses einmalige Projekt wird seit 2009 flächendeckend im ganzen Landkreis allen Schülerinnen und Schüler der 8. bzw. 9. Klasse bzw. an allen weiterführenden Schulen angeboten

In vielen Familien stellt der Übergang von Schule zum Beruf eine außerordentliche Belastung dar. Besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus sozialschwachen Familien finden oftmals schwer eine Ausbildungsstelle. Häufig fehlt ihnen jemand, der sie unterstützt, ihnen hilft, sich richtig zu bewerben, sie auf Fehler aufmerksam macht und sie in diesem für ihr späteres Leben wichtigen Prozess intensiv begleitet. Deshalb vermitteln die Kooperationspartner gerade diesen Jugendlichen erfahrene und kompetente „ehrenamtliche Paten“. Hierbei handelt es sich um Persönlichkeiten mit viel Lebens – und Berufserfahrung. So haben sich beispielsweise ehemalige Betriebsinhaber, Handwerksmeister, Lehrer, Beamte im Ruhestand als ehrenamtliche Paten gemeldet. Vor der Aufnahme ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit wurden sie im Rahmen von Schulungen intensiv auf diese Aufgabe vorbereitet. So konnten die Kooperationspartner den Schülerinnen und Schülern bereits Persönlichkeiten als ehrenamtlichen Patinnen und Paten vermitteln, die ihnen Hilfestellung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gegeben und bei auftretenden Schwierigkeiten geholfen haben. Hier konnten gerade den Jugendlichen eine kompetente Patenschaft zur Seite gestellt werden, die aufgrund ihrer schulischen Leistungen oder ihres eigenen Bewerberprofils kaum in der Lage gewesen wären, eigenständig einen Ausbildungsplatz zu finden. Im Landkreis gibt es bis heute mehr als 20 Patinnen und Paten. Die Finanzierung des Projektes erfolgt über Spenden.

 

Zweiter 2. Preis „Lesepatenschaft“ der Bürgerstiftung Konz in der Stadt Konz

Die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung (KoDoBüSt) wurde am 5. November 2008 in der großen Bildungstradition des Pfarrers Canaris gegründet, der Ende des 18. Jahrhunderts durch die Einrichtung von Elementarschulen der Konzer Jugend zu einem hohen Bildungsstand verhalf, was den Konzer Mädchen und Jungen im Umland den Spitznamen „Konzer Doktoren" einhandelte. Die KoDoBüSt möchte in gleicher Weise jungen Menschen aus der Stadt und der Verbandsgemeinde Konz helfen, ihren persönlichen Weg zu einem bestmöglichen Bildungs- und Ausbildungsabschluss zu finden. Eben dies ist eine zunehmende Herausforderung für eine Gesellschaft, in der immer mehr junge Menschen durch außergewöhnliche Arbeitsbelastungen beider Eltern oder von Alleinerziehenden auf sich selbst gestellt sind. Hinzu kommt, dass in der Verbandsgemeinde Konz mit Bürgern aus über 100 verschiedenen Nationen gerade auch bei Jugendlichen verstärkte Integrationsbemühungen erforderlich sind.

Eines der überragenden Projekte ist die Lesebetreuung nach dem Modell der KoDoBüSt. Seit Ende 2008 werden an sieben Grundschulen und an den drei weiterführenden Schulen über 150 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 2 – 6 durch 60 ehrenamtliche Lesepaten wöchentlich im Lesen, Verstehen und Sprechen gefördert. Die Ergebnisse dieser Lesebetreuung werden von der Lehrerschaft, den Kindern und ihren Eltern, so positiv bewertet und aufgenommen, dass die KoDoBüSt seit August 2010 mit dem neuen Projekt „STARK in DEUTSCH" Kinder der 3. und 4. Schuljahre, ohne und mit Migrationshintergrund, dreimal wöchentlich nachmittags im Rahmen einer Hausaufgabenbetreuung in der deutschen Sprache fördert.


Sonderpreis für ein Jugendprojekt  „Kinderparlament“ der Ortsgemeinde Einselthum

In der Kindertagesstätte Frechdachs gibt es seit 10 Jahren für die Kinder des letzten Kindergartenjahres ein Kinderparlament. Hier können sie eigenverantwortlich Projekte auswählen, entscheiden, planen und umsetzen. Das Kinderparlament trifft sich einmal pro Woche für vier Stunden, es werden Basiskompetenzen für diese Beteiligungsform erarbeitet sowie Problemlösestrategien, Konfliktlösung, Selbstvertrauen, Kommunikation, Mitbestimmung und Toleranz trainiert. In einem zweiten Teil werden Vorhaben und Projekte debattiert, entschieden, geplant und umgesetzt. Ein Kind leitet als „König" die Sitzung, Leiterin und Kinder haben je eine Stimme. Die Entscheidungen sind bindend. Die Kinder nehmen bei Bedarf ehrenamtliche Unterstützung bei Eltern, Ortsbürgermeisterin, Gemeinderäten, Fachleuten, Vereinen und Verbänden in Anspruch. In diesem Jahr war das Projekt die Gestaltung des Martinsfestes sowie die Aufführung eines Spiels.


Sonderpreis für Gemeinden unter 500 Einwohnern „Neugestaltung des Dorfmittelpunktes“ der Ortsgemeinde Weidingen

Die Gemeinde kaufte 1999 eine ehemalige Gaststätte im Dorfmittelpunkt sowie ein angrenzendes Wohnhaus auf Erbpachtbasis an, um ein Gemeindehaus im Mittelpunkt des Dorfes errichten zu können, sowie perspektivisch eine zusammenhängende Fläche bis zum in der Nähe gelegenen Kinderspielplatz nutzen zu können. So wurde von 1999 bis 2002 ein multifunktionales Gemeindehaus errichtet. In dieser Zeit haben Bewohner aus Weidingen ehrenamtlich in ihrer Freizeit jeden Samstag am Gemeindehaus mit gebaut: sie haben den Rohbau erstellt, die Heizungsanlage installiert, die Elektroanlage eingebaut, den Innenputz aufgebracht sowie die Dacheindeckung und die Fliesenarbeiten durchgeführt (in über 5.300 Stunden Eigenleistung).

Im Obergeschoss des Hauses wurde ein großer Jugendraum errichtet, der von den Jugendlichen selbst gestaltet wurde. Die Frauengemeinschaft hat mit von ihr erwirtschafteten Mitteln Porzellan, Besteck, Gläser für 150 Personen angeschafft und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, sowie sich an der professionellen Großküchenausstattung beteiligt. Zudem hat sie Vorhänge gestiftet. Das Haus wurde im Mai 2002 eingeweiht. Seit diesem Zeitpunkt wird es ehrenamtlich durch verschiedene Gruppierungen des Ortes betrieben und genutzt. Das Außengelände des Gemeindehauses wurde mit dem Kinderspielplatz verbunden, so dass er nun ohne Querung der Straße erreichbar ist. Der Kinderspielplatz war jedoch in einem schlechten Zustand. Angebote für Jugendliche fehlten im Außengelände gänzlich. So wurde in den Jahren 2009/2010 der Kleinkindspielbereich unmittelbar hinter das Gemeindehaus verlegt und mit neuen Geräten ausgestattet. Für ältere Kinder wurden weitere Geräte angeschafft. Auf dem ursprünglichen Gelände des Kinderspielplatzes entstand ein Bolzplatz. Zudem wurde eine Grillstelle errichtet. Unter Beteiligung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern wurden folgende Arbeiten ehrenamtlich übernommen: Erdarbeiten, Steine raffen, Einebnen und Einsäen des Geländes, Aufstellen der Spielgeräte und Tore.

Das Einweihungsfest fand am 1. Mai 2010 statt. Im Sommer 2010 wurde das Wohnhaus abgerissen, so dass weitere Freiflächen im Dorfzentrum für die Allgemeinheit perspektivisch zur Verfügung stehen. Im Dorfgemeinschaftshaus finden an fast allen Wochenenden Veranstaltungen statt, der Jugendraum wird durch zwei feste Gruppen wöchentlich genutzt (ehrenamtlich) und steht an zwei Tagen als offener Jugendtreff zur Verfügung. Alle Baumaßnahmen wurden generationenübergreifend realisiert, fast alle Einwohner Weidingens haben sich eingebracht, insbesondere auch Kinder und Jugendliche.


2. Sonderpreis für Gemeinden unter 500 Einwohnern „First-Responder-Projekt“ der Ortsgemeinde Lierschied

Aufgrund der topographischen Lage der Gemeinde ist es nicht immer gewährleistet dass der Rettungsdienst in Notfällen (z.B. bei Herzinfarkt, Schlaganfall, Unfall) rechtzeitig am Einsatzort ist. Um diese therapiefreie Zeit so kurz wie möglich zu halten und bis zum Eintreffen des Notarztes fundierte medizinische und damit lebensrettende Hilfe zu leisten, hat sich der Gemeinderat entschlossen, eine Ersthelfergruppe (First Responder) ins Leben zu rufen. Dabei konnten die günstigen personellen Voraussetzungen im Ort genutzt werden: Hier wohnen drei Rettungssanitäter, zwei Krankenhausärzte und mehrere Krankenschwestern, Arzthelferinnen sowie Altenpflegerinnen. Alle arbeiten im Schichtdienst oder sind Rentner, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass im Alarmierungsfall mindestens zwischen einer und drei Personen zu jeder Tages- bzw. Nachtzeit verfügbar sind. 13 Personen haben sich bereit erklärt, die 80-stündige Ausbildung mit Abschlussprüfung zum First Responder zu absolvieren.

Gleichzeitig konnte der DRK-Ortsverein St-Goarshausen als Träger der Ersthelfergruppe gewonnen werden, der die Ersthelfer werden gegen Unfall, Haftpflicht über das DRK versichert.


Sonderpreis für ein Frauenprojekt „Familienzentrum querbeet“ der Verbandsgemeinde Herxheim und des Kreises Südliche Weinstraße

Das querbeet-Familienzentrum in Herxheim wurde Ende Juli 2008 von mehreren jungen Frauen auf ehrenamtlicher Basis gegründet. Es handelt sich um einen Ort der Begegnung für interessierte Familien, Alleinerziehende oder Zugezogene und ihre Kinder. Das Angebot umfasst u.a. Vorträge zu familienspezifischen Themen, Kurse für Kinder und Erwachsene, Betreuungsangebote für Kinder u.v.m. Mit dem Familienzentrum verbunden ist das Familien-Café, ein Treffpunkt für Mütter mit Kindern. Hier finden auch regelmäßige Frauenfrühstücke statt, wo zu unterschiedlichen Themenbereichen referiert wird. Es gibt auch regelmäßig ein Frühstück in englischer Sprache, das auch gerne von Senioren besucht wird. Ebenso treffen sich hier englischsprachige Mütter mit ihren Kindern. In Kooperation mit der Jugendpflegerin und der Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinde werden seit zwei Jahren auch zwei Ferienwochen angeboten, in denen 50 Kinder betreut werden. Gemeinsam mit den kommunalen Kindertagesstätten der Gemeinde gibt es auch immer wieder eine Betreuung für Kindergartenkinder an außergewöhnlichen Schließungstagen der Einrichtungen. Ein weiterer Kooperationspartner (Back- und Kochtermine, Bastel- und Handwerksaktionen) ist das St. Laurentius-Heim. Für die weitere Arbeit wird die Vernetzung mit anderen familienbezogenen Einrichtungen angestrebt wie beispielsweise dem Kreisjugendamt, dem Kreisjugendring oder dem Netzwerk Familienbildung SÜW. Im Juni 2010 waren es 235 Familien, die mit mindestens einem Mitglied eine Veranstaltung von querbeet besucht haben.

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