„Das Instrument der Dorfmoderation schafft eine Plattform sich aktiv mit einem konkreten Projekt auseinanderzusetzen und es zu entwickeln. Zudem stärkt es die Integration in und die Identifikation mit der eigenen Gemeinde“, sagte der Minister am Freitag in Klingenmünster. Bürgerinnen und Bürger wüssten sehr genau, mit welchen Ideen und Initiativen vielversprechende Entwicklungen angestoßen werden könnten. Mit Hilfe der Moderation sollte auch insbesondere bei Kindern und Jugendlichen Interesse an der Gestaltung ihres Wohnumfeldes geweckt werden.
Dorferneuerungsmaßnahmen werden vermehrt von einer Dorfmoderation begleitet. Dabei bietet ein externer Moderator der Gemeinde Hilfen zur Problemlösung oder Konfliktregelung an, ohne dabei inhaltlich Stellung zu beziehen. So dienen zum Beispiel themenbezogene Arbeitsgruppen, Planungs- und Zukunftswerkstätten, Anliegerversammlungen oder Exkursionen dazu, einzelne Ideen zu bündeln, zu diskutieren und auszuarbeiten. „Die Experten sind dabei stets die Bürger der Gemeinde. Schließlich verfügen sie über das örtliche Wissen, die Erfahrung und die Ideen. Durch ein frühzeitiges Einbinden der Bürgerinnen und Bürger können Planungen bedarfsorientierter und transparenter gestaltet werden“, hob Lewentz hervor.
Eine Dorferneuerungsgemeinde wird nur dann als Schwerpunktgemeinde anerkannt, wenn auch die Dorfmoderation gewährleistet ist. Die Moderation wird mit 90 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten, höchstens aber mit 15.000 Euro vom Land gefördert. Aufgrund der positiven Resonanz unterstützt das Land pro Landkreis und pro Jahr drei weitere Dorfmoderationen außerhalb der Schwerpunktanerkennung mit 80 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten (höchstens 12.000 Euro). Von 2005 bis 2015 hat das Land insgesamt 380 Dorfmoderationen mit einer Gesamtsumme von rund vier Millionen Euro bezuschusst. In der Regel dauert eine Moderation ein bis zwei Jahre.
„Viele attraktive Ortsgemeinden machen es in unserem Land nicht nur greifbar, sondern erlebbar, dass die Dorfmoderation fähig ist, Ideenreichtum, örtlichen Sachverstand, Fachwissen und gesunden Pragmatismus zu vereinen – und damit unser Land nach vorn zu bringen. Davon kann sich jeder vor Ort in unseren Dörfern in Rheinland-Pfalz selbst überzeugen“, sagte der Minister.
Klingenmünster ist seit 1999 als Schwerpunktgemeinde in der Dorferneuerung aktiv. Zahlreiche Aktionen wie der Mittagstisch für Seniorinnen und Senioren, das „Car-Sharing“ Projekt oder die Stiftsanlage mitten im Ort bereichern nicht nur das tägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger. Viele Initiativen und Projekte fanden auch öffentlich Anerkennung. So wurde die Gemeinde 2014 mit der Goldmedaille im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Die erfolgreiche Arbeit mündet nun in der Teilnahme am Wettbewerb Europäischer Dorferneuerungspreis 2016. „Klingenmünster hat immer wieder zeigen können, wie erfolgreiche und zukunftsorientierte Dorferneuerung aussehen kann. Ich bin sicher, dass sie mit ihren Ideen auch eine europäische Jury überzeugen kann“, sagte Lewentz bei der Vorstellung der Bewerbungsunterlagen. Das Ergebnis der Jury wird im Juli 2016 erwartet.
In der Kommunalentwicklung gibt es kein vergleichbares Förderprogramm mit einer nur annähernd großen Beteiligung. Seit 1991 hat Rheinland-Pfalz über 29.400 private und über 4800 öffentliche Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung unterstützt. Allein im Programmjahr 2015 wurden mit rund 17 Millionen Euro 158 öffentliche und über 900 private Maßnahmen gefördert. Dabei wurden Investitionen in Höhe von etwa 82 Millionen Euro ausgelöst.
„Nicht zuletzt wegen der Folgeinvestitionen hat das Land in den vergangenen 25 Jahren mit Hilfe der Dorferneuerung insgesamt über 513 Millionen Euro an Fördermitteln in den ländlichen Raum investiert und mit den dadurch ausgelösten Gesamtinvestitionen rund 65.000 Arbeitsplätze dauerhaft gesichert“, so der Minister. Für 2016 stünden in der Dorferneuerung erneut rund 17 Millionen Euro zur Verfügung.