| Polizei

Fallzahlen in Kriminalstatistik wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

Nachdem die Straftaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) in den vergangenen beiden Jahren durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens auf einem historischen Tiefstand waren, bewegen sich die Werte für das Jahr 2022 wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.
Innenminister Michael Ebling und LKA-Vizepräsident Achim Füssel bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022.
Innenminister Michael Ebling und LKA-Vizepräsident Achim Füssel bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022.

Das hat Innenminister Michael Ebling bei der Vorstellung der PKS 2022 dargestellt. In der langfristigen Perspektive kann der Innenminister einen rückläufigen Trend bei den Straftaten vermelden.

Mit 241.779 Straftaten war 2022 im Vergleich zum Vorjahr (2021: 217.305) ein Plus von 24.474 Fällen zu verzeichnen. Das ist ein Zuwachs um 11,3 Prozent. Damit liegt die Zahl ziemlich genau auf dem Niveau des Jahres 2019 (241.529 Fälle), dem letzten Jahr vor der Pandemie. „Die PKS für das Jahr 2021 wies insgesamt und in vielen Bereichen historische Tiefstände auf. Aus Expertensicht war ein Anstieg der Zahlen deshalb naheliegend und zu erwarten, sobald die Beschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie enden und damit wieder mehr Tatgelegenheiten entstehen. Diese Annahmen haben sich bestätigt. Lässt man die beiden Pandemiejahre außer Acht, so ist im Vergleich zum Jahr 2019 lediglich eine Steigerung um 250 Fälle festzustellen“, sagte Innenminister Michael Ebling.

„Trotz des Anstieges, der uns auf das gleiche Niveau wie vor der Pandemie zurückgeführt hat, leben wir in einem der sichersten Bundesländer. Die Aufklärungsquote ist mit 64,5 Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Zum Vergleich: die Aufklärungsquote im Bund lag 2021 bei 58,7 Prozent. Dieser erneut gute Wert ist auch auf die engagierte und professionelle Arbeit unserer Polizei zurückzuführen“, so der Minister.

Mit den gestiegenen Fallzahlen stieg auch die Häufigkeitsziffer, also die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner. Sie erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 586 auf 5.888 Fälle (2021: 5.302). Mit Ausnahme der beiden Pandemiejahre handelt es sich aber um den niedrigsten Wert seit 1992. Der Bundesdurchschnitt lag 2021 bei 6.070 Fällen und damit deutlich höher. In etwas mehr als 24 Prozent der Fälle lag ein Diebstahlsdelikt zugrunde. Die sogenannten Vermögens- und Fälschungsdelikte machen einen Anteil von 16,1 Prozent am Gesamtstraftatenaufkommen aus.

„Straftaten gegen das Leben haben zwar lediglich einen Anteil von 0,04 Prozent in der Gesamtstatistik, aufgrund der dramatischen Folgen dieser Taten ist dies dennoch ein Bereich, den es immer besonders zu betrachten gilt. Insgesamt wurden im Jahr 2022 99 Fälle registriert, unter anderem auch der schockierende Mord an einer jungen Polizistin und an einem jungen Polizisten nahe Kusel im Januar. 51 der Taten blieben im Versuchsstadium. Insgesamt konnten 97 Prozent dieser Delikte gegen das Leben aufgeklärt werden“, erläuterte der Minister.

Ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen ist bereits seit einigen Jahren im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung festzustellen. Die Polizei registrierte im Jahr 2022 insgesamt 5.565 Fälle an Sexualdelikten, was 403 mehr sind als im Jahr zuvor. „Besonders schwer wiegt hier die Zunahme bei der sexuellen Belästigung um 179 auf nunmehr 760 Fälle und ein Anstieg bei der Verbreitung pornographischer Inhalte um 163 auf 2.792 Fälle. Der insgesamt hohe Wert in dieser Deliktsgruppe hängt mit starken Anstiegen im Bereich der Verbreitung von Kinderpornographie seit 2018 zusammen“, sagte Minister Ebling. Diese Zunahme resultiere auch aus über Social Media und Messenger-Diensten verbreiteten kinder- und jugendpornographischen Inhalten. „Auch wenn davon ausgegangen werden darf, dass ein großer Teil der Verfahren durch das unbedachte Weiterleiten von Bildern und Videos in Chatgruppen auf dem Schulhof durch ebenfalls Minderjährige erfolgt, beobachten wir die Entwicklung sehr genau und treten ihr präventiv wie repressiv entschieden entgegen“, so der Minister.

Unter dem Niveau des Pandemiejahres 2020 befinden sich die Zahlen im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahles. Hier wurden 2022 2.515 Fällen in der PKS registriert. Das sind 641 mehr als 2021 (1.874) aber 112 weniger als 2020 (2.627). „Das ist der zweitniedrigste Wert seit 1971. Erfreulich dabei ist auch, dass es bei 1.231 Fällen und damit knapp der Hälfte nur bei einem versuchten Einbruch blieb“, so der Minister.

„Besonders bedenklich ist, dass wir leider wieder einen leichten Anstieg bei den Gewaltdelikten gegen Polizistinnen und Polizisten und Angehörigen der Feuerwehren und der Rettungsdienste feststellen mussten. Besonders die Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte mit 1.788 Fällen stechen hervor. Bei einer Aufklärungsquote von 98,7 Prozent kommt unsere Polizei aber auch hier auf einen hervorragenden Wert. Dennoch ist diese Entwicklung für mich ebenso besorgniserregend wie unerträglich“, so der Minister. Im Jahr 2021 waren 1.553 Fälle registriert worden. Zudem wurden 2022 156 Fälle (2021: 114) von Gewaltdelikten gegen Angehörige des Rettungsdienstes und 13 Fälle (2021: 4) gegen Angehörige der Feuerwehren festgestellt.

Die Vermögens- und Fälschungsdelikte stiegen um 3,3 Prozent auf 38.967 (2021: 37.717) an. Abgesehen von den beiden Pandemie-Jahren stellt dies den niedrigsten Wert seit 1996 dar. Der größte Anteil dieser Taten, die Betrugsdelikte, sind um 724 Fälle zurückgegangen und liegen nun bei 27.224.

Die Straftaten im Internet sowie über IT-Geräte sind im Zuge der zunehmenden Digitalisierung seit Jahren ansteigend. Für 2022 hat das Landeskriminalamt 17.245 derartige Delikte registriert. Das sind 561 mehr als im Vorjahr und 6.567 mehr als noch 2017.

„Der polizeiliche Alltag in der Strafverfolgung lässt sich nicht immer aus der PKS ablesen. Ein Phänomen, das uns aktuell sehr beschäftigt, sind die Sprengungen von Geldausgabeautomaten“, so Minister Ebling. Von den Gesprächen, die ich mit den für Rheinland-Pfalz zuständigen Bankenvorständen hatte, verspreche ich mir weitere Impulse, weil auch die Kreditinstitute ihre Anstrengungen erhöhen müssen.“

„Die Taten zu den Geldautomatensprengungen werden nicht explizit in der PKS erfasst, weil sie Teil anderer statistischer Fallgruppen, wie beispielsweise der Diebstahlsdelikte und dem Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen, sind. Wir als Polizei setzen umfangreiche Ermittlungs- und Einsatzmaßnahmen um, um den Tätern habhaft zu werden. Aufgrund der gezeigten Art und Weisen bei der Tatbegehung stellt dies durchaus eine Herausforderung dar. Dennoch können wir hier Erfolge vorweisen. Das Kriminalitätsphänomen werden wir aber nicht alleine eindämmen. Deshalb ist es so wichtig, dass Banken und Sparkassen verstärkte präventive Anstrengungen unternehmen, um die Tatanreize und -gelegenheiten zu reduzieren“, ergänzte Achim Füssel, Vizepräsident des Landeskriminalamtes.

Die Auswertungen der Polizeilichen Kriminalstatistik des Jahres 2022 und der Vorjahre sind in tabellarischer Form im Internet abrufbar unter:

https://www.polizei.rlp.de/service/statistiken/kriminalstatistik

Teilen

Zurück