Viele Dörfer in Rheinland-Pfalz stehen mit Blick auf Demografischen Wandel, strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen vor großen Herausforderungen, die sich ganz praktisch auf die Infrastrukturen vor Ort beispielsweise im Einzelhandel auswirken. Oftmals verlieren Gemeinden mit ihrem Nahversorger auch einen sozialen Treffpunkt für das Dorfleben. Für Dörfer ist ein eigener Laden daher ein wichtiges Infrastrukturmerkmal und lebendiger Dorfmittelpunkt.
Rheinland-Pfalz bietet seinen Kommunen eine besondere Hilfestellung bei Neugründung und Erhalt von Dorfläden an. „Mit dem Dorfladenberatungsprojekt ‚M-Punkt RLP‘ werden Kommunen von der ersten Idee bis zur Geschäftseröffnung und darüber hinaus begleitet. Bestehende Dorfläden werden durch eine intensives Coaching in ihrem Bestand stabilisiert“, so Lewentz. Bei der nicht nur fachlich hoch kompetenten Beratung stehe die langfristige, eigenständige, wirtschaftliche Tragfähigkeit im Mittelpunkt aller Überlegungen.
„Wir leisten hier einen wichtigen Beitrag, die Lebensqualität in ländlichen Räumen zu erhalten ohne das Kommunen zu große wirtschaftliche Risiken eingehen müssen“, betonte der Minister. Die konsequente Ausrichtung einer Projektrealisierung an der Wirtschaftlichkeit sei das – bundesweite – Alleinstellungsmerkmal und Erfolgsrezept.
Nach der Kontaktaufnahme der Ortsgemeinde mit M-Punkt RLP erfolgt eine Erstberatung. Sind dann die Voraussetzungen gegeben (Personen, Strukturen vor Ort etc.) erfolgt eine Machbarkeitsstudie. Nur wenn die Machbarkeitsstudie positiv ausfällt, tritt das Projekt in die eigentliche Beratungsphase ein, die auch mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Die Beratung umfasst alle Fragen rund um die Errichtung (Förderung und Finanzierung) und den langfristigen Betrieb (Trägerstruktur, Gestaltung, Betriebs- und Warenkonzepte).
Das stufenweise Vorgehen von M-Punkt in der Prüfung der Wirtschaftlichkeit einer Projektidee vermeidet zudem Kosten im Vergleich zu einer kompletten Projektentwicklung. Ist eine Tragfähigkeit nicht gegeben, werden die Projekte nicht weiterverfolgt. M-Punkt berät dann auch bei alternativen Lösungen (z.B. rollende Läden, Wochenmärkte). Damit werden Gemeinden davor bewahrt, in guter Absicht erhebliche Investitionen vorzunehmen, die sich bereits nach wenigen Monaten oder Jahren als Fehlinvestitionen herausstellen würden, wenn Dorfläden nicht tragfähig konzipiert sind.
Hintergrund-Informationen:
Im Zeitraum Januar 2011 bis Juni 2015 fanden 455 Kontaktaufnahmen zwischen M-Punkt und Ortsgemeinden statt, aus denen sich 402 Erstberatungen ergaben. Aus den 402 Erstberatungen entstanden 60 Machbarkeitsstudien, von denen wiederum 39 positiv ausgefallen sind. Von den 39 positiv bewerteten Gemeinden starteten 35 in eine Projektberatung, die mit der Förderung (Land, EU etc.) und der Eröffnung von 27 Dorfläden eine erfolgreiche Umsetzung fanden. Alle der 27 gegründeten Dorfläden sind heute noch in Betrieb und wirtschaftlich eigenständig tragfähig. Auch bestehende Einrichtungen werden beraten, um diese in ihrer Wirtschaftlichkeit zu stabilisieren. Dies war in 146 Fällen seit 2011 der Fall. Für alle Machbarkeitsstudien wurden seit 2011 insgesamt 20.000 Haushalte befragt. Die Internetseite <link www.m-punkt-rlp.de/>www.m-punkt-rlp.de</link> verzeichnet monatlich 2.000 Zugriffe.
Investitionen in Dorfläden werden in der Regel durch Mittel der Dorferneuerung aus dem Innenministerium oder aus anderen Förderprogrammen des Landes unterstützt. Gegründete Dorfläden befinden sich in den Ortsgemeinden Anhausen, Appenheim, Beuren, Bilkheim, Bremm (im Bau), Darscheid (im Bau), Elbingen, Filsen, Freckenfeld, Gödenroth, Greimersburg, Hahn am See, Hamm a. Rhein, Immerath, Klausen, Mandern (vor Eröffnung) Mannweiler-Cölln, Minderlittgen, Oberfell, Pünderich, Raubach, Roßbach a.d. Wied, Seibersbach, Spay, Trimbs, Welling, Weltersburg.
Innerhalb der letzten 12 Monate wurden 81 Beratungsleistungen erbracht, davon 29 für bestehende Einrichtungen. Für fünf neue Vorhaben fiel die Machbarkeitsprüfung positiv aus, was die konsequente Beachtung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit unterstreicht. In Appenheim, Filsen, Freckenfeld und Mandern wurden neue Dorfläden eröffnet (bzw. stehen unmittelbar bevor). Die Dorfläden in Bremm und Darscheid befinden sich im Bau. Aktuell befinden sich 17 Projekte in der weiterführenden Beratung.
Die Dorfladenberatung M-Punkt RLP ist seit fast fünf Jahren ein Erfolgsprojekt. Mit der Fokussierung auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit werden Gemeinden davor bewahrt, finanzielle und nicht absehbare Risiken einzugehen. Gleichzeitig können bei guten Voraussetzungen Gemeinden auf eine objektive, ergebnissoffene und fachlich fundierte Projektbegleitung („von der Idee bis zur Eröffnung“) bauen und vertrauen. Ein Dorfladen - gut gemacht - ist eine Chance für jedes Dorf, Lebensqualität und Miteinander zu stärken. Aus diesen überzeugenden Gründen wird das Dorfladenberatungsprojekt M-Punkt RLP auch im Jahr 2016 fortgeführt und vom Innenministerium mit 250.000 Euro gefördert. Die Förderung ermöglicht auch kleinen Gemeinden die Beratung bei einer Selbstbeteiligung von 850 Euro anzunehmen.