„Überlastete Straßennetze und Schienentrassen wie die in dem vom Bahnlärm besonders betroffenen Mittelrheintal werden das weiter steigende Transportaufkommen im Güterverkehr zukünftig nicht mehr ohne Weiteres aufnehmen können", betonten die Vertreter der Anliegerländer. Dagegen gebe es auf den Wasserstraßen noch freie Kapazitäten, die es mit intelligenten Konzepten zu nutzen gelte. Ein Binnenschiff könne immerhin 150 LKW-Ladungen befördern. Dies sei auch ökologisch der sinnvollere Weg, so der einhellige Tenor.
Rund 200 Verkehrs- und Logistikexperten aus Politik, Verkehrs- und Logistikwirtschaft entlang des Rheinkorridors von Basel bis Rotterdam trafen sich am Montag in Mainz zur Länderkonferenz "Rhein - die Verkehrs und Logistikachse". Die Rheinanlieger-Länder wollen eine Allianz für den Rheinkorridor als die zentrale Wirtschafts- und Verkehrsachse in Deutschland schmieden. Der technische Zustand der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland mit seinen Straßen-, Schienen- und Wasserstraßennetzen sei besorgniserregend, sagte der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz als Gastgeber der Konferenz. Die von der Verkehrsministerkonferenz eingesetzte sogenannte Bodewig-Kommission habe einen Fehlbedarf von jährlich 7,2 Milliarden Euro für die Verkehrsinfrastruktur und einen zusätzlichen Nachholbedarf von jährlich 2,7 Mrd. über 15 Jahre ermittelt.
Gemeinsam mit Bayern haben sich die Rhein-Länder auf eine „Düsseldorfer Liste" verständigt. Sie enthält 36 Schlüsselprojekte, die auf die verstärkte Nutzung der Binnenschifffahrtswege und die schnelle Erreichbarkeit der Umschlagszentren an den Binnenhäfen ausgelegt sind, davon 10 Ausbauprojekte an Wasserstraßen sowie je 13 zentrale Verbindungsprojekte zu Häfen über Schiene und Straßen. Angesichts des weiter steigenden Transportaufkommens müssten diese bei der Infrastrukturplanung des Bundes mit besonderem Vorrang berücksichtigt werden, so die Verkehrsminister.
Für Rheinland-Pfalz stünden dabei vor allem der Bau der zweiten Schleusenkammern an den Moselschleusen zwischen Trier und Koblenz sowie die Vertiefung der Fahrrinnen auf dem Rhein zwischen Mainz und St.Goar und stromabwärts ab Koblenz im Mittelpunkt, erläuterte Lewentz. „Ein zentrales Anliegen ist natürlich die alternative Güterzugstrecke zur Entlastung des besonders vom Lärm betroffenen Rheintals, übrigens ein Projekt, das von allen vier Rheinanlieger-Ländern mitgetragen wird“, so der Minister. Im Bereich der Straßenprojekte wird auf eine leistungsfähige Rheinquerrung Wörth-Karlsruhe, die Erneuerung der Hochstraße in Ludwigshafen und die Erweiterung der Biewerbachtalbrücke an der A 64 bei Trier abgehoben.
Das Herz der produzierenden Wirtschaft und des Warentransports in Deutschland schlage am Rhein, unterstrichen die Minister. Großschifffahrtsstraßen, Binnenhäfen, Eisenbahn-magistralen und das Fernstraßennetz machten den Rheinkorridor zur wichtigsten Logistik- und Wirtschaftsachse nicht nur für Deutschland, sondern für Europa. Hier müsse verstärkt in Erhalt und Ausbau der Infrastruktur investiert werden.
Zur Finanzierung verweisen die Minister auf die Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenz zur Infrastrukturfinanzierung. Die drängenden Finanzierungsfragen bei Erhalt und Ausbau müssten auch zentraler Gegenstand der Koalitionsverhandlungen in Berlin werden, stellten sie fest.
Die Verkehrsminister sehen sich in den Fachvorträgen hochkarätiger Vertreter aus der Verkehrswirtschaft bestätigt. Angesetzt werden müsse dort, wo produziert werde und die wichtigsten Transportmagistralen verliefen, waren sich die Experten einig. Der Anteil der Binnenschifffahrt am Gesamtgütertransport in Deutschland liege derzeit nur bei rund 10 Prozent und das trotz bester Ökobilanz gegenüber LKW und Bahn. Hier müsse umgesteuert werden; die Binnenwasserstraßen müssten zukünftig mehr Transportaufgaben übernehmen, was entsprechende Investitionen voraussetze.
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