Innenminister Karl Peter Bruch zeichnete heute im Rahmen einer Feierstunde die Preisträger des Wettbewerbs Ehrenamtspreis 2008 des Landes Rheinland-Pfalz für herausragende kommunale Projekte aus. Aus 58 Wettbewerbsbeiträgen hatte eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Ellen Wessinghage vom Landessportbund Rheinland-Pfalz die Preisträger ermittelt. Der Wettbewerb wurde zum 5. Mal durchgeführt. „Der Wettbewerb trägt dazu bei, bestehendes ehrenamtliches Engagement auf der kommunalen Ebene anzuerkennen und Impulse für neue Initiativen zu geben. Ich bin immer wieder beeindruckt, was für großartige Projekte Bürgerinnen und Bürger in ihren Gemeinden auf die Beine stellen“, betonte Bruch anlässlich der Verleihung. Der Preis ist mit insgesamt 14.500 Euro dotiert und staffelt sich in einen ersten Preis mit 5.000 Euro, einen zweiten mit 3.000 Euro und einen dritten mit 2.000 Euro. Außerdem gibt es drei Sonderpreise zu 1.500 Euro.
Im Jahr 2008 gab es neben dem bisherigen Sonderpreis „Jugend“ zwei neue Preise: einen Sonderpreis für besondere Projekte, die unter Mitarbeit von Frauen oder für Frauen durchgeführt werden sowie einen weiteren Sonderpreis für Kommunen bis 500 Einwohner. „Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass Frauen im Ehrenamt oft weniger aktiv sind als Männer, was im Wesentlichen mit der bei Frauen vielfach vorhandenen Mehrfachbelastung im beruflichen und familiären Bereich zusammenhängt. Mit dem neuen Sonderpreis wollen wir das Engagement von Frauen im Ehrenamt fördern“, erklärte der Minister. „Der neu geschaffene Sonderpreis für Kommunen mit einer Einwohnerzahl bis 500 soll angesichts des demografischen Wandels auch kleinere Kommunen dazu motivieren, Konzepte für ihre Weiterentwicklung unter Einbeziehung des Engagements von Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln“, so Bruch weiter.
Die Preisträger im Einzelnen:
1.Preis: „Generationsübergreifende Begegnungsstätte“ der Stadt Neuerburg
Die Begegnungsstätte #Zusammen(H)alt# ist ein gemeinnütziger Verein mit ca. 90 Mitgliedern. Eines der Hauptziele ist es, Menschen vor Vereinsamung zu schützen und unabhängig von Alter, Herkunft und sozialem Status in die Gesellschaft einzubinden. Die seit dem Jahr 2000 bestehende Einrichtung ist zu einer viel genutzten Anlaufstelle für Menschen aus Stadt und Verbandsgemeinde Neuerburg, aber auch darüber hinaus, geworden. Die Begegnungsstätte wird ausschließlich von (geschulten) Ehrenamtlichen geführt, die Leitung obliegt einer Fachkraft, die ebenfalls ehrenamtlich tätig ist.
2. Preis: „Restaurierung des Johannitergutes“ der Stadt Neustadt an der Weinstraße
Die Fördergemeinschaft Herrenhof Mussbach e.V. wurde im Jahr 1983 mit dem Ziel gegründet, dass jahrhundertealte Johannitergut zu renovieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In fast zehnjähriger Bauzeit restauriert und renoviert, so dass der gesamte Baukomplex und das Hofgelände wieder in den Zustand versetzt wurden, wie er im Jahr 1803 gegeben war. In 166.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden ist ein herausragender Ortsmittelpunkt entstanden. Dem Verein sind inzwischen 1.600 Mitglieder beigetreten. Nach wie vor werden von den Mitgliedern der Fördergemeinschaft und den Vereinen mehr als 6.000 Stunden jährlich darauf verwendet, Hof und Gebäude in Ordnung zu halten und ein breites Kulturprogramm auf hohem Niveau anzubieten. Über 90 Veranstaltungen im Jahr (Kindertheater, Kleinkunst, Kabarett, Heimatgeschichte, Kammermusik, Kunsthandwerk, Folklore, Tanz, Literatur u.v.m.) locken jährlich tausende Besucher an.
3. Preis: „Ehrenamtlicher Besuchsdienst“ des Landkreises Kaiserslautern
Unter dem Motto „Mehr Gemeinsamkeit, weniger Einsamkeit“ ist der ehrenamtliche Besuchsdienst im Landkreis Kaiserslautern unterwegs und versucht, Lücken „menschlicher Versorgung“ zu schließen. Er soll
- flächendeckend
- ergänzend zu bestehenden Besuchsdiensten
- ehrenamtlich
- kostenlos
- nachhaltig
tätig sein. Unter diesen Vorgaben besuchen seit nunmehr neun Jahren ehrenamtlich engagierte Menschen ältere, allein stehende und/oder sozial isolierte Mitbürgerinnen und Mitbürger. Der Besuchsdienst wurde durch die Leitstelle „Älter werden“ der Kreisverwaltung Kaiserslautern in Kooperation mit den Beratungs- und Koordinierungsstellen im Landkreis und den Verbandsgemeinden initiiert. Die ehrenamtlich Tätigen werden von Mentorinnen betreut, die ebenfalls ehrenamtlich tätig sind und als Ansprechpartnerinnen vor Ort zur Verfügung stehen. Ferner gibt es regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen und Supervisionen. Derzeit werden etwa 150 Personen im Landkreis Kaiserslautern besucht, jährlich werden ca. 22.000 Arbeitsstunden in diesem Bereich geleistet.
Sonderpreis Jugendprojekt: „Neuborn Open Air Festival“ der Verbandsgemeinde Wörrstadt
Das Neuborn Open Air Festival der Jugendpflege in der Verbandsgemeinde Wörrstadt (NOAF) wurde im Jahr 2005 zum ersten Mal veranstaltet. Seit diesem Jahr findet es jährlich statt, da es von Jahr zu Jahr mehr Zuspruch erhielt. Es handelt sich um ein zweitägiges Rock- und Metalfestival, das von Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Verbandsgemeinde Wörrstadt geplant, organisiert und durchgeführt wird. Viele Jugendliche aus den einzelnen Ortsgemeinden, den dortigen Jugendräumen, aber auch von außerhalb der Verbandsgemeinde beteiligen sich an dem Projekt. Zweck der Veranstaltung ist in erster Linie, die Jugendlichen in ihrem Tun zu fördern und ihnen die Gelegenheit zu geben, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln. Darüber hinaus soll das Selbstbewusstsein der Jugendlichen gestärkt und die Gemeinschaft gefördert werden. Manche haben aufgrund ihrer Beteiligung am NOAF eine Ausbildungsstelle oder einen Arbeitsplatz gefunden. Die Vorbereitung benötigen jeweils ein Jahr, mit regelmäßigen, zweiwöchentlichen Treffen. Abgesehen von einem jährlichen Zuschuss der Verbandsgemeinde in Höhe von 2.000 Euro muss für die weitere Finanzierung selbst gesorgt werden.
Sonderpreis „Gemeinde unter 500 Einwohner“: „Külz macht sich fit für die Zukunft“ der Ortsgemeinde Külz
Die Bürger und Bürgerinnen von Külz haben am 10. Februar 2008 einen gemeinnützigen Verein ins Leben gerufen, der die Aufgabe hat, im Dorf bestehende und in Zukunft entstehende gesellschaftliche Aufgaben und Notlagen durch das gemeinsame Handeln innerhalb der Dorfgemeinschaft zu bewältigen. Dazu gehören insbesondere:
- die Unterstützung von Familien und Alleinerziehenden in Notfällen
- Entlastung für pflegende Angehörige
- Organisation einer Seniorenhilfe
- Betreuung von älteren Menschen.
Als Zukunftsvision ist die Einrichtung einer Wohngruppe für pflegebedürftige Menschen angedacht. Als Anlaufstelle wurde ein Bürgerbüro gegründet, das die angebotenen Hilfen koordiniert und alle Aktivitäten der Dorfgemeinschaft plant. Zielgruppe sind Bürgerinnen und Bürger aller Generationen in Külz und Umgebung. Zweck des Vereins ist die Förderung der Senioren-, Familien- und Jugendhilfe, die Verständigung der Generationen untereinander sowie die Förderung der Dorfgemeinschaft für soziale Fragen. Mittlerweile gibt es ein umfassendes Angebot an ehrenamtlichen und entgeltlichen Hilfen wie z.B.
- Hilfe bei Behördengängen
- Fahrdienste
- Hilfe bei Garten- und Grabpflege
- Hausaufgabenbetreuung
- Babysitterdienste
- Schülernachhilfe
- Hilfe im Haushalt.
Auch Freizeitangebote werden vom Bürgerbüro organisiert, wie z.B.
- Seniorennachmittage
- Seniorenstammtische
- Spaziergänge
- Veranstaltungen für Kinder
- Fahrradtouren
- gemeinsamer Besuch der Landesgartenschau
- Abendmeditation für Männer.
Sonderpreis „Frauenprojekt“: „Alles Gute Frauen-Südwestpfälzisches Kalendarium“ des Landkreises Südwestpfalz
Das Frauenforum Südwestpfalz ist ein Zusammenschluss von Frauen, der sich ehrenamtlich im Landkreis für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen einsetzt. Ende 2006 startete das Kalenderprojekt „Alles Gute Frauen“. In diesem immerwährenden Kalender werden beispielhaft Frauen aus dem Landkreis Südwestpfalz vorgestellt, die sich durch besondere Leistungen und interessante Lebensläufe auszeichnen. Die Idee entstand im Frauenforum Südwestpfalz mit der Zielsetzung, den Austausch zwischen den Generationen zu fördern und gleichzeitig Leistungen von Frauen aus der Region zu würdigen. Die Umsetzung gelang in Zusammenarbeit mit Mädchen und Frauen im Alter von 11 bis 70 Jahren. Vier Mädchengruppen wählten aus den Bereichen Ehrenamt, Beruf, Politik, Kunst und Sport jeweils drei Frauen aus. Während der Projektlaufzeit hatten die Mädchen die Gelegenheit, mit vielen interessanten Persönlichkeiten ins Gespräch zu kommen und sie nach ihrer Geschichte zu befragen. Mit Unterstützung der jeweiligen Betreuerinnen und des Frauenforums führten die Mädchen Interviews, fotografierten die Frauen und gestalteten die einzelnen Kalenderseiten. Durch den Austausch zwischen Frauenforum, Mädchengruppen und Interviewpartnerinnen fand eine Werte- und auch Wissensvermittlung statt.
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